Seit September 2021 neues Vorstandsmitglied - ein erster Erfahrungsbericht

Herr Herrmann, Sie wurden von der Mitgliederversammlung im September als neues Vorstandsmitglied für den Bezirk Hessen Mitte gewählt. Hauptberuflich sind Sie als selbständiger Steuerberater in Weilburg tätig. Gerne möchten wir Sie nach Ihren ersten Erfahrungen in Amt befragen und Ihre Beweggründe für Ihre ehrenamtliche Tätigkeit für die Kammer beleuchten. 

Zunächst zu Ihnen persönlich: Warum sind Sie Steuerberater geworden und wie war Ihr Werdegang?
Mein beruflicher Werdegang ist familiär geprägt. Mein Vater war selbst Steuerberater und hat mich als kleiner Junge häufig ins Büro mitgenommen. Auch war ich immer bei allen Veranstaltungen (Wanderungen, Sommerfeste) der Bezirksgruppe Wetzlar dabei. Für den Beruf habe ich mich dann aber erst in der Zeit des beruflichen Gymnasiums in Limburg und anschließend durch mein Studium an der Uni Mannheim entschieden. Vertiefte Einblicke in das Steuerwesen und die Möglichkeiten von Gestaltungen konnte ich während meines Studiums durch die Professoren Jacobs und Arndt gewinnen. Das prägt mich bis heute.

In 2001 wurde ich von Dr. Gerd Fey für die nationale Fachabteilung von PricewaterhouseCoopers in Frankfurt eingestellt, wo ich durch meinen Mentor Michael Deubert langjährig ausgebildet und gefördert wurde. In dieser Zeit konnte ich durch die Unterstützung nicht nur meine Berufsexamina in den USA und Deutschland ablegen, sondern durfte auch an Fachpublikationen, wie dem WP- Handbuch und der Festschrift zum siebzigsten Geburtstag von Professor Baetge mitwirken.

Im Anschluss daran bekam ich dann die Chance in Singapur zu arbeiten und blieb dort für PricewaterhouseCoopers bis 2010. In dieser Zeit legte ich das Wirtschaftsprüferexamen in Singapur ab. Das war dann die Ausgangsbasis um im April 2010 dort die Herrmann Consulting PAC zu eröffnen, welche bis heute aktiv Deutsche und Internationale Unternehmen am Standort Singapur betreut. 2011 war dann für mich der Zeitpunkt gekommen auch in Weilburg, meiner Heimat, wieder tätig zu werden. So erwarb ich das Steuerbüro meines Vaters und durfte mit ihm zusammen die Entwicklung vom Einzelunternehmen zur Steuerberatungsgesellschaft mit mehreren Berufsträgern gestalten.  

Was sind aktuell die Schwerpunkte Ihrer beruflichen Tätigkeit?
Meine Schwerpunkte liegen im Bereich der Ertragssteuern, der Nachfolgeplanung, dem Umwandlungssteuerrecht und der betriebswirtschaftlichen Beratung von Unternehmen. Natürlich ist hier aktuell auch ein Schwerpunkt in der Sanierungsberatung zu setzen.

Was bedeutet Ehrenamt für Sie?
Ehrenamt ist für mich Einsatz für die Gemeinschaft, das Rückgrat unserer Gesellschaft. Es ist das Streben der Tätigen das Gemeinwohl zu fördern und für andere da zu sein. Ein in unserer Zeit unverzichtbarer Teil unseres Miteinanders. Egal, ob dies im Fußballverein, der Betreuung von Personen oder in der Tätigkeit in den vielen berufsständigen Organisationen geschieht.

Aus welchen Gründen engagieren Sie sich ehrenamtlich für die StBK Hessen?
Im Rahmen der Pandemie sind auf die Steuerberater und den steuerberatenden Beruf zusätzliche Aufgaben hinzugetreten, welche nochmals verdeutlichen, wie wichtig der Beruf des Steuerberaters für die Wirtschaft in unserem Land ist. Ein Beruf, der viel Wissen und viel Verantwortung erfordert und ein Beruf, dessen Berufsträger eine starke Organisation zu deren Vertretung benötigen. 

In einer Zeit, in welcher der Berufsstand vor großen Herausforderungen durch die erheblichen Veränderungsprozesse des traditionellen Geschäftsmodells, dem Ausbildungsmangel, stetigem technischen Fortschritt und den gesetzlichen Entwicklungen steht, ist es wichtiger denn je, dass die Kammer als Organisation des Berufsstandes für ihre Mitglieder Ansprechpartner ist und insbesondere kleine und mittelständige Kanzleien bei den notwendigen Transformationen unterstützt.

Welche Erfahrungen konnten Sie in den vergangenen Monaten als Vorstandsmitglied sammeln und was war vielleicht besonders prägend?
Leider waren die persönlichen Termine coronabedingt noch wenig. Mein Fokus lag daher zuletzt auf Videokonferenzen der Ausschüsse und der Bundessteuerberaterkammer im Rahmen der neuen Grundsteuer und dem Bewertungsrecht. In Bezug auf die Ausbildung habe ich mit den Schulleitern unserer Region Kontakt aufgenommen und konnte dank der Mithilfe meiner regionalen Kollegen einige Praktikumsplätze für  2022 vermitteln. Weiterhin arbeite ich aktuell mit der IHK Limburg aktiv im Bereich Dienstleistungsunternehmen mit dem Ziel zusammen, die Vernetzung untereinander und gerade mit Banken in Bezug auf die Problemstellung der Coronaprogramme zu verbessern.

Welche Ziele – persönlich und für die Mitglieder – möchten Sie in Ihrer Amtsperiode erreichen?
Meine Ziele sind die kontinuierliche Erweiterung des Serviceangebotes und des Kontaktes zu den Mitgliedern. Ich freue mich bereits sehr darauf die neu gegründete Vorstandsabteilung "Berufspraxis" zu unterstützen, um hier gerade mittelständigen Kanzleien eine zusätzliche Möglichkeit für fachlichen Austausch zu bieten. Auch hoffe ich, dass wir vereint den Bereich der Ausbildung fördern und junge Menschen für den Beruf des Steuerberaters/in gewinnen, aber auch für den Ausbildungsberuf "Steuerfachangestellte/r" mit seinen tollen Fortbildungsmöglichkeiten, z.B. zum Steuerfachwirt.

Herr Herrmann, vielen Dank für das Gespräch.