Seit Mai 2019 im Amt - Ein erster Erfahrungsbericht von unserem neuen Vorstandsmitglied Thomas Hener
Herr Hener, Sie wurden am 24. Mai 2019 als neues Vorstandsmitglied für den Bezirk Hessen Süd gewählt. Sie gehören seitdem auch den Vorstandsabteilungen Berufsrecht / Berufsaufsicht und Steuerberatervergütungsverordnung an. Hauptberuflich sind Sie als Partner einer Steuerberatungsgesellschaft in Darmstadt tätig. Gerne möchten wir Sie den Mitgliedern etwas genauer vorstellen und nach Ihren ersten Erfahrungen in Amt befragen:
Warum sind Sie Steuerberater geworden und wie war Ihr Werdegang?
Ich habe mich während meines Studiums für dieses Berufsziel ganz bewusst entschieden. Es gab für mich keine familiären Gründe, keine Nachfolgeverpflichtungen. Mein Vater war als Standesbeamter mit der Materie des Steuerrechts nur rudimentär vertraut.
Prägend für diese Entscheidung waren das Erkennen, welch starken Einfluss und großen Raum das Thema Steuern auf wirtschaftliche Entscheidungen nimmt. Auswirkungen zu analysieren und Gestaltungen zur Steueroptimierung zu finden passten zu meinem persönlichen Interesse an wirtschaftlichen Sachverhalten verbunden mit einem Faible für Zahlen und Berechnungen.
Das Berufsbild bietet einem ein breites Spektrum an anspruchsvollen Aufgaben, eine abwechslungsreiche Tätigkeit und den Kontakt mit unterschiedlichsten Persönlichkeiten.
Die gesellschaftliche Anerkennung, eine sichere berufliche Zukunft und gute Verdienstmöglichkeiten waren ebenfalls gute Gründe für die Berufswahl.
Zu meinem Werdegang lässt sich kurz festhalten, dass ich nach erlangter Hochschulreife ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule in Frankfurt/Main mit den Schwerpunkten Steuer- und Prüfungswesen absolviert habe. Meine ersten beruflichen Schritte führten mich zur KPMG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft AG, Niederlassung Frankfurt. In dieser Zeit habe ich mein Examen als Steuerberater (1996) abgelegt. Nach einem Ausflug in die Industrie, der knappe 2,5 Jahre andauerte, bin ich in die Beratung zurückgekehrt. Seit dieser Zeit als Partner, erst in einer kleineren Sozietät und danach in der MOOG Partnerschaftsgesellschaft, Darmstadt, als Partner im Bereich Steuern und Wirtschaftsprüfung beheimatet.
Was sind aktuell die Schwerpunkte Ihrer beruflichen Tätigkeit?
Meine Tätigkeit übe ich in einer mittelständisch multidisziplinär ausgerichteten Kanzlei aus, in welchen die Diszipline Steuerberatung, Wirtschaftsprüfung, Rechtsberatung und Notariat eng miteinander verknüpft sind. Auf Grund meiner beruflichen Erfahrungen sowohl als Generalist im Steuerrecht wie auch in der Zusammenarbeit einer multidisziplinär ausgerichteten Kanzlei, sehe ich für die künftige Entwicklung die Notwendigkeit der Spezialisierung als Grundlage für erfolgreiches Bestehen am Markt als unabdingbar.
Schwerpunkt meiner Tätigkeit ist die Betreuung mittelständischer familiengeführter Gesellschaften in den Rechtformen Kapital-und Personenhandelsgesellschaften. Hier insbesondere im Bereich der Ertragsbesteuerung und deren Regelung zur Nachfolge.
Was bedeutet Ehrenamt für Sie?
Die Möglichkeit und die Gelegenheit zur Gestaltung. Es bedeutet aber auch eine Verpflichtung, denn ohne Ehrenamt funktioniert das gesellschaftliche Leben wie wir es kennen nicht oder nicht so wie wir es gerne hätten. Erfahrungen einbringen, sowohl aus der langjährigen beruflichen Tätigkeit als auch aus der allgemeinen Lebenserfahrung. Ehrenamt bedeutet immer das Ausüben einer Tätigkeit zum Wohl der Allgemeinheit und nicht Selbstzweck und auch nicht Erwerbszweck.
Aus welchen Gründen engagieren Sie sich ehrenamtlich für die StBK Hessen?
Zuerst einmal über den Tellerrand der täglichen Arbeit blicken und eine neue Sicht auf die Dinge wahrnehmen. Ein Ehrenamt räumt einem die Chance ein, den eigenen Horizont zu erweitern, vermittelt neue Kompetenzen und Kenntnisse.
Für die Ausübung eines Ehrenamts sind natürlich individuelle, persönliche Gründe entscheidend. Letztendlich liegen diese bei mir wie auch bei vielen anderen ehrenamtlich tätigen Personen, egal in welchen Bereichen das Ehrenamt ausgeübt wird, darin, Erfahrungen und Kenntnisse gestaltend für das Berufsbild Steuerberater einzubringen. Die StBK ist die berufliche Selbstverwaltung der in ihrem Gebiet niedergelassenen Steuerberater. Die damit verbundenen Aufgaben können von der Kammer ohne Ehrenamt nicht geleistet werden. Und lieber trage ich mit meiner Tätigkeit hierzu bei, als die Verwaltung einer staatlichen Einrichtung zu übertragen. Dies wäre der endgültige Abschied vom freien Beruf.
Ich bin überzeugt, dass Steuerberater selbst am besten wissen, wie ihr Beruf zu fördern und weiterzuentwickeln ist.
Welche Erfahrungen konnten Sie in den vergangenen Monaten als Vorstandsmitglied sammeln und was war vielleicht besonders prägend?
Positiv überrascht haben mich die bestehenden Strukturen mit klarer Aufgabenverteilung in einem sehr professionell agierenden Arbeitsumfeld. Die Fülle der Aufgaben habe ich noch nicht in seiner Gänze überschaut. Alleine im Bereich Berufsaufsicht / Berufsrecht zeigt sich ein umfangreiches Betätigungsfeld mit einem Vielzahl von individuellen Aufgaben und der zwingenden Notwendigkeit zur Wahrnehmung der durch das Gesetz übertragenen Aufgaben.
Prägend sind hier Fälle des täglichen Lebens, welche oftmals einen Strauß von individuellen Themen und Problemstellungen mit sich bringen, an deren Lösung die Gremien der Kammer im Interesse ihrer Mitglieder arbeiten. Eine Sicht auf diese Dinge erhält nur, wer sich aus seiner täglichen Arbeit etwas befreit und die Mühen der Kammertätigkeiten bereit ist auf sich zu nehmen. Zur Erweiterung der individuellen Entwicklung des Einzelnen kann ich nur jedem hierzu raten.
Welche Ziele – persönlich und für die Mitglieder – möchten Sie in Ihrer Amtsperiode erreichen?
Persönliches Ziel muss vorerst sein, die Kernaufgaben der Kammer als selbstverwaltendes Organ der steuerbratenden Berufe vollumfänglich zu erfassen, um deren Bedeutung und Gewichtung besser einordnen zu können. Bisher liegen meine Aufgabengebiete im Bereich der Berufsaufsicht und des Berufsrechts. Künftig erweitert sich dies um den Ausschuss zur Vergütungsverordnung der Steuerberater und es folgt eine Berufung in den Ausschuss der BStBK zu vereinbaren Tätigkeiten der Steuerberater.
Gegenüber den Mitgliedern muss es das Ziel sein, diesen die Notwendigkeit und die Bedeutung der Kammer und deren Aufgaben weiter näherzubringen. Die berufliche Selbstverwaltung führte in der Vergangenheit zu einem hohen Standard in der Qualitätsausübung der freien Berufe. Hieran gilt es weiter zu arbeiten, um diesen Standard zu halten bzw. weiter zu erhöhen. Dies immer unter Wahrung der Interessen unserer Mitglieder.
Herr Hener, vielen Dank für das Gespräch.